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Orangerie

Die Orangerie

Dank der zunehmenden Begeisterung für Zitruspflanzen unter den Pflanzenliebhabern verfügen immer mehr Botanische Gärten über eine interessante Auswahl an Zitruspflanzen, die mit den Sammlungen historischer Parkanlagen durchaus mithalten können. Seit etwa zwei Jahren zählt auch der Botanische Garten der Stadt Solingen zu den stolzen Besitzern einer mit dem Schwerpunkt auf historischen Sorten liegenden Sammlung. Mit voller Leidenschaft und Liebe für Raritäten wurde die Sammlung von Timm Preuhs, dem Betreuer der Zitrusgewächse, in mühevoller Detailarbeit aufgebaut. Neben einer Vielzahl bekannter Zitrusfrüchte wie Zitronen, süßen Orangen und Mandarinen, werden dem Besucher skurrile und bizarre Sorten der Bitterorangen, sowie der Zedrat- und Zitronatzitronen präsentiert. Dem interessierten Besucher steht die Orangerie an jedem zweiten und vierten Samstag im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung zur Besichtigung zur Verfügung. Spätestens nach dem ersten Besuch werden keine Zweifel mehr bestehen, dass auch unter der mitteleuropäischen Sonne Zitrusfrüchte mit hervorragender Qualität gedeihen und heranreifen können. Ein Teil des stolzen Ernteerfolgs aus dem Jahre 2018 zeigt das angefügte Bild.

Orangerie

Mehr über die Zucht von Zitrusplanzen erfahren Sie in unserem Zitrusnewsletter:

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Die Kulturgeschichte der Zitruspflanzen

Die klassischen Zitrusanbaugebiete liegen in einem Bereich, der sich zwischen dem 40. Grad nördlicher Breite und dem 35. Grad südlicher Breite erstreckt. Innerhalb dieses Zitrusgürtels blicken viele Länder auf eine seit Jahrhunderten bestehende Zitruspflanzenkultur zurück, die vor mehr als 4000 Jahren in Indien, Südchina und auf den indonesischen Inseln ihren Anfang nahm.

Zu den ursprünglichen Zitrusarten zählen die Citrus medica (Zitronatzitrone), die Citrus reticulata (Mandarine) und die Citrus maxima (Pampelmuse). Ihrer Kreuzfreudigkeit untereinander ist es zu verdanken, dass sich eine kaum zu überschauende Anzahl an Hybriden entwickeln konnte, von denen nur eine Minderheit für Kultivierungsabsichten in Betracht gezogen wurden. Sowohl Geschmack als auch bizarre äußere Erscheinungsformen spielten bei der Selektion eine entscheidende Rolle.

Den Nachweis für die ersten Agrumenkulturen liefern schriftliche Aufzeichnungen aus dem fernöstlichen chinesischen Kaiserreich, die um das Jahr 1000 vor Christi Geburt datieren. Zu dieser Zeit galten Zitruspflanzen als Sinnbild für Reichtum und Wohl-stand, deren Konsum lediglich den Ranghöchsten vorbehalten war. Insbesondere unter den hoch angesehenen chinesischen Zivilbeamten, den so genannten Mandarinen, war die Citrus reticulata außerordentlich begehrt. Ihr weitaus geläufigerer Name „Mandarine“ ist ein Erbe aus dieser Zeit, das sich bis zum heutigen Tage hin erhalten konnte.

Der Sprung nach Europa gelang als erster Vertreterin ihrer Gattung der Zitronat-Zitrone. Als Mitbringsel von den Persien-Feldzügen unter Alexander dem Großen hielt sie zunächst um das 4. Jh. v.C. in Kleinasien Einzug, bevor sie im 1. Jh. n.C. durch jüdische Einwanderer unter anderem in Italien eingeführt wurde. Ihr wissenschaftlicher Name Citrus medica bezieht sich auf das historische Land Medien, das dem heutigen iran-irakischen Grenzgebiet entspricht. Bereits hunderte Jahre vor ihrer Ansiedlung in Europa war die Zitronat-Zitrone in dieser Region als Kulturpflanze bekannt. Spätestens im 9. Jh. gelangten durch arabischer Besatzer die Bitterorange und die Speisezitrone nach Europa. Die süße Orange war noch längere Zeit in Europa unbekannt und konnte erstmalig im 15. Jh. durch den Einfluss der Portugiesen in Europa Fuß fassen.

Maßgeblich am Aufleben des Zitruspflanzen-Kults in Europa beteiligt war die italienische Familie Medici im Zeitalter der Renaissance. Ihre weltweit einzigartige Sammlung umfasst mehr als 1.000 seltene und historisch-bedeutsame Zitruspflanzen, die auch noch im 21. Jh. im Garten der Villa Medici di Castello und zum kleinen Teil im Bobli Garten in Florenz besichtigt werden können. Bis ins 17. Jh. hinein breitete sich der Kult auch unter den Fürsten und Adeligen nördlich der Alpen aus und führte zu einem regelrechten Wettbewerb um den Bau der imposantesten Orangerien mit den größten und seltensten Sammlungen. Das harmonische Zusammenspiel von Zitruspflanzen, eingebettet in Parkanlagen mit Orangerien im barocken Stil, kann vielerorts noch heute bewundert werden.